29.10.96

> Editorial

> Hochschulpolitik ohne Inhalte

v Happy birthday! 75 Jahre Studentenwerk Göttingen

Das Leben an der Uni ist ohne das Studentenwerk kaum noch vorzustellen. Die meisten Studierenden nutzen täglich seine Einrichtungen: Mensen, Wohnheime, Cafeterien, Kindertagesstätten, Kino, Kulturveranstaltungen. Angefangen hat alles mit dem Studentenhaus, der heutigen Mensa am Wilhelmsplatz. Dort wurde Platz geschaffen für zahlreiche studentische Selbsthilfeinitiativen und Hilfsangebote, die zu einem großen Teil von Göttinger BürgerInnen finanziert wurden. Grundsatz für die Arbeit war: Kriterium für den Hochschulzugang sollten die geistigen Fähigkeiten, nicht die Vermögensverhältnisse der Eltern sein.

Seitdem hat sich eine Menge getan: Wohnheime und Mensen wurden gebaut, Büchergeld und Studienabschlußdarlehn organisiert, Kulturarbeit und psychosoziale Hilfe aufgebaut, die Mitbestimmung der Studierenden ist weit besser gewährleistet als an der Uni. Vergleichsuntersuchungen der Studentenwerke führen Göttingen immer in der Spitze. Ein anderer Teil der Arbeit des Studentenwerks hat an der kontinuierlichen Steigerung der Leistungszahlen allerdings keinen Anteil: Die Durchführung des BAföG. Die Zahl der Geförderten geht ständig zurück. Erhielt bei Einführung des BAföG noch fast die Hälfte der Studierenden eine Förderung, ist es heute nur noch etwa ein Siebtel. Horst Bachmann, Generalsekretär des Deutschen Studentenwerks, gab in seinem Festvortrag zum Jubiläum am vergangenen Samstag nachdrücklich zu bedenken, daß diese Entwicklung nicht nur merklich und nachweisbar die Studienzeiten verlängert und somit nachhaltig allen Bemühungen zur Hochschulreform entgegenläuft. Darüberhinaus führt sie zu einer gravierenden Veränderung der Studierendenstruktur. Schon in den letzten zehn Jahren hat sich der Anteil der Kinder von Eltern unterer Einkommensschichten dramatisch verringert. Gleichzeitig macht der Anteil der Studierenden, deren Eltern zur höchsten Einkommensgruppe gehören, nach kräftigen Steigerungsraten - wie vor der Einführung des BAföG - wieder fast die Hälfte aus. Die Universitäten sind wieder sehr weit davon entfernt, offen für alle und ein Spiegelbild der Gesellschaft zu sein. Das Studentenwerk steht mit seiner Zielrichtung, die sozialen Unterschiede abzufedern und allen die Möglichkeit zum Studium zu geben, vor einer großen Herausforderung für die Zukunft.

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